Rückblick Lesung

"Ausgeliefert!" Eine gewerkschaftliche Lesung.

26.11.2024 | Am 14.11. hatten wir den Gewerkschafter und Autor Orry Mittenmayer zu Gast.

Orry Mittenmayer begann im Jahr 2016 als Farradkurier zu arbeiten, um sich so seinen Traum vom nachgeholten Abitur zu finanzieren. Auf dem ersten Bildungsweg war dies nicht möglich, denn als Sonderschüler mit angeborener Hörbehinderung wurde ihm die notwendige Empfehlung für das Abitur trotz passender Noten verweigert. Die Arbeit als Kurier schien für Mittenmayer dabei verlockend: flexible Arbeitszeiten, niedrige Einstiegshürden, kein potentiell rassistisches Bewerbungsverfahren. In der Realität war der Beruf dagegen vor allem eine große Kostenfalle: Arbeitskleidung, Fahrrad und Handy müssen regelmäßig aufgrund von Verschleiß ersetzt werden und auch gesundheitlich leiden die „Rider“ darunter, bei jedem Wetter einsatzfähig sein zu müssen.

Im Interview mit Kim Haarstik (DGB-Jugend) schildert Orry Mittenmayer seinen Weg von der Sonderschule in den Niedriglohnsektor und schließlich in die Gewerkschaft, wo er heute in der NGG und in der mitbegründeten Kampagne „Liefern am Limit“ aktiv ist. Dabei macht Mittenmayer besonders auf intersektionale Themen wie die Ausbeutung von Migranten im Niedriglohnsektor und den Zusammenhang zwischen schlechter Arbeitsbedingungen und AfD-Wahl aufmerksam. Hier brauche es starke Gewerkschaften, die gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse vorgehen und die Betroffenen im Kampf um ihre Rechte unterstützen. „Wäre ich nicht bei der Gewerkschaft gelandet, wäre ich heute einer dieser AfD-Wähler“, so Mittenmayer, der heute Politikwissenschaft im Master studiert. Mittenmayer apelliert dabei an die Anwesenden, auf die Menschen im Niedriglohnsektor zuzugehen und andere nicht vorschnell aufgrund ihres Lebensweges oder Meinungsunterschieden abzuschreiben.

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