Rückblick: Brenner-Abendroth-Forum 2022

"Stell dir vor, es ist Krieg"

09.11.2022 | Auch die Reihe "Brenner-Abendroth-Forum" wird fortgesetzt und fand zum Thema der Friedenspolitik am 8.11.2022 im Zeitzentrum für Zivilcourage (Z3) statt.

Wie viele bewährte und geschätzte Formate konnte auch das "Brenner-Abendroth-Forum" in den letzten Jahren nicht in gewohnter Form stattfinden. Daher freuen wir uns besonders, dass die Weiterführung der Reihe mit ca. 50 Teilnehmenden gut besucht und die Diskussion extrem angeregt und engagiert geführt wurde.

Zwei Inputs und ein musikalisches Rahmenprogramm begleiteten und inspirierten den Austausch der Teilnehmenden: Hartmut Meine (früherer Bezirksleiter der IGMetall Niedersaschn und Sachsen-Anhalt) und Reinhard Schwitzer (früherer 1. Bevollmächtigter der IGMetall Hannover) blickten zurück, auf den Aktionsausschuss "Kampf dem Atomtod" im Jahre 1958 und die Demonstrationen in Hannover, sowie die gewerkschaftspolitischen Positionen von Wolfgang Abendroth zur Friedensbewegung der 80er Jahre. Der Vortrag beinhaltete Zitate von Abendroth mit erschreckender Aktualität und die Frage, warum die aktuelle Erwägung von Atomwaffen für die Bundesrepublik in einschlägigen Zeitungen nicht zu einer Debatte und zu Widerstand in der breiten Öffentlichkeit führt.

Felix Paul, Referent für Friedensarbeit im Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers bedauerte in dem Vortrag "Eskalationsspirale stoppen, Frieden schaffen", dass es oft schwierig ist, auch als Gemeinsachaft eine klare Position zu den komplexen Fragen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine zu finden. Unverzichtbar sei die Fortsetzung von Dialogen, die Suche nach Gemeinsamkeiten und das Verständnis für das Gegenüber. Er regt mehr Gespräch und mehr politische Bildung - vor allem für die nachwachsenden Generationen - an. Dafür bedarf es sowohl geschichtlichen Wissens als auch eines Verständnisses davon, wie demokratische Prozesse funktionieren und welchen Wert sie haben.

In trauriger Aktualität ging es in der folgenden Debatte um Auf- und Abrüstung, Nutzung von Atomwaffen und selbstvertändlich um den Krieg in der Ukraine, seine historische Entstehung und die aktuellen Handlungsmöglichkeiten, sowohl inder Politik als auch in der Gesellschaft insgesamt. Wie angekündigt wurden in erster Linie Fragen gestellt, aber auch Geschichten und Geschichte erzählt. Dabei wurde kontrovers und emotional diskutiert, und echte Einigkeit konnte wohl nur in einem Punkt hergestellt werden: Die Kontroverse ist wichtig und es gehört zur Verteidigung der demokratischen Grundordnung, kontroverse Diskussionen zuzulassen und auszuhalten. Aktuell kann der Eindruck entstehen, dass nicht alle Positionen und Gedanken, die zum Krieg in der Ukraine geäußert auch gleichermaßen öffentlich respektiert werden. Am Ende geht es darum, unterschiedliche Perspektiven als legitim anzusehen und mit allen - insbesondere mit Gegnern - im Gespräch zu bleiben. Wie ein Teilnehmer treffend beschrieb: "Friedensverträge macht man nicht mit Freunden, sondern mit Feinden" und letztendlich gibt es keine Blaupausen, sondern Haltungen, die man entwickeln und mit denen man sich auseinandersetzen muss.

Die Veranstaltung fand zum ersten Mal im ZeitZentrum für Zivilcourage statt, welches auch außerhalb von Veranstaltungen einen Besuch wert ist. Die Reihe der Otto Brenner Akademie wird nach der Auflösung des Treffpunkt der Generationen Hannover e.V. durch den "Arbeitskreis Otto Brenner" in der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben im bewährten Sinne fortgesetzt.

Wir danken allen, die sich aktiv an der Veranstaltung beteiligt haben und freuen uns über viele positive Rückmeldungen und Anregungen für die Weiterführung.

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