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Reihe "Vielfalt im Dialog erleben": Sprache und Differenzkonstruktion

Seit jeher weiß man in den Zentren der Macht, wie wichtig es ist, den Sprachgebrauch in einer Gesellschaft zu beeinflussen und zu kontrollieren. Diktaturen gehen meist mit rigiden Beschränkungen der Kommunikationsfreiheit einher, Sprachen von Minderheiten werden verboten oder in ihrer Reichweite eingeschränkt. Doch auch in sogenannten offenen Gesellschaften wird Sprache verwendet, um eigene Interessen durchzusetzen und die Positionen anderer zu stigmatisieren. Insbesondere in Wahlperioden tobt ein Kampf um Begriffe, die man politisch besetzen möchte. Demagogischer und populistischer Sprachgebrauch schafft neue (oft ‚alternative‘) Fakten und zeichnet diskursive Differenzlinien, die zu Gruppenbildung, Spaltung und Konflikten führen. Innerhalb einer durch Diversität geprägten Gesellschaft ist es daher wichtig, dass alle Individuen und Gruppen über die sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen verfügen, um den vielfältigen, oft kontroversen Diskursen folgen und an ihnen teilhaben können.

Weit über 5000 Einzelsprachen zählen Sprachwissenschaftler weltweit, ohne dass dabei Dialekte, Soziolekte oder sonstige Varietäten mit berücksichtigt sind. Die Großstädte In einer modernen, durch Globalisierung und Mobilität geprägten Gesellschaft sind längst zu vielsprachigen Räumen geworden, in denen unterschiedlichste Sprachgewohnheiten neben- und miteinander existieren. Allein in Hamburg werden auf Schulhöfen mehr als 100 Sprachen gesprochen. Zudem bringen gesellschaftliche Institutionen oder Fachdisziplinen eigene funktionale Register hervor, die jene ausschließen, die sie nicht beherrschen.

Es ist indes noch nicht sehr lange her, dass man angesichts dieser Vielfalt begonnen hat, sich auch hierzulande von der illusionären Zielvorstellung einer monolingualen Gesellschaft zu verabschieden und die grundsätzliche Mehrsprachigkeit in unserer Gesellschaft zu berücksichtigen. Speziell unsere Bildungsinstitutionen bedürfen einer grundlegenden Transformation hin zu durch Diversität geprägten Organisationen, deren Abläufe Vielfalt als Ressource einbeziehen und gleichzeitig anerkennen, dass die in einer Institution bevorzugten Sprachen oft auch den Charakter von Barrieren annehmen können. Der Vortrag geht u.a. auf Strategien ein, wie solche Barrieren abgebaut werden können.

Referent: <link https: www.germanistik.uni-hannover.de hans_bickes.html _blank external-link-new-window external link in new>Hans Bickes, Prof. Dr. phil., studierte Philosophie, Germanistik, Sport und Psychologie an der Universität Heidelberg und promovierte dort zum Dr. phil. in Germanistischer Linguistik. Von 1985 bis 1988 war er Lektor des Akademischen Austauschdienstes an der Aristoteles Universität in Thessaloniki (Griechenland), wechselte anschließend auf die Stelle des Geschäftsführers der Gesellschaft für Deutsche Sprache in Wiesbaden mit Lehraufträgen an den Universitäten Mainz und Darmstadt. Von 1993 lehrte er an der Hochschule Darmstadt als Professor für Sprach- und Kommunikationswissenschaften, bevor er 1996  seine jetzige Professur in Germanistischer Linguistik an der Leibniz Universität Hannover übernahm. Forschungsschwerpunkte liegen derzeit im Bereich Sprache und Diversität, Spracherwerb, Deutsch als Fremd-, Zweit- und Bildungssprache sowie Diskursanalyse.

Moderation: <link https: www.ipw.uni-hannover.de _marucushoppe.html _blank external-link-new-window external link in new>Dr. Marcus Hoppe (stellv. Leitung Hochschulbüro für Internationales, Leibniz Universität Hannover)

 

Informationen zur Reihe "Vielfalt im Dialog erleben erhalten Sie <link _blank internal-link internal link in current>hier.

 

Veranstalter:
Arbeitskreis "Vielfalt im Dialog erleben"  
Ort:
Raum F128 im Welfenschloss (Gebäude 1101, Welfengarten 1, 30167 Hannover)
Anfang:
Mittwoch, 29. November 2017
Beginn:
18:00 Uhr
Ende:
20:00 Uhr